Jede und jeder Dritte in Deutschland fühlt sich laut einer neuen Studie durch seinen Job ausgebrannt.
Jede und jeder Dritte in Deutschland fühlt sich laut einer neuen Studie durch seinen Job ausgebrannt.
Shutterstock/PEERAWICH PHAISITSAWAN

Eine neue Erhebung des Slack Future Forum zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) mit ihrem Arbeitsplatz unzufrieden ist und sich in den kommenden zwölf Monaten einen neuen Job suchen will.

Als Gründe dafür nennen die Befragten vor allem Burnout, Unzufriedenheit und mangelnde Flexibilität. Jede dritte befragte Person in Deutschland (35 Prozent) berichtete, durch ihren Job von Burnout betroffen zu sein.

Auffällig ist, dass selbst Führungskräfte immer unglücklicher in ihrem Job sind. Ihre Arbeitszufriedenheit ist im letzten Jahr in Deutschland um 15 Prozentpunkte gesunken.

Home Office, hybrides Arbeiten oder Workation: Durch die Corona-Pandemie hat sich im Arbeitsalltag in Deutschland und der Welt einiges verändert. Vieles, was heute möglich ist – etwa, im Ausland zu arbeiten und dadurch Urlaub und Arbeit miteinander zu verbinden (Workation) – wäre in vielen Unternehmen vor zwei Jahren noch gar nicht denkbar gewesen. Aber: Stresslevel und Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz haben dadurch nicht gerade zugenommen, zeigt eine neue Studie.

Mehr als die Hälfte der Deutschen, nämlich 55 Prozent, geben demnach an, dass sie sich aufgrund von Burnout, Unzufriedenheit und mangelnder Flexibilität in den nächsten zwölf Monaten einen neuen Job suchen wollen. Das ist das Ergebnis der neuen internationalen Erhebung des Slack Future Forums, eines Think-Tanks von Slack, Boston Consulting Group, MillerKnoll und MLT, der sich mit der Digitalisierung der Arbeitswelt beschäftigt. Viermal im Jahr werden dabei mehr als 10.000 Wissensarbeiter in Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA befragt.

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Burnout-Risiko steigt

Besorgniserregend: Jede dritte befragte Person in Deutschland berichtete, durch ihre Arbeit von Burnout betroffen zu sein. 35 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gaben demnach an, dass sie sich am Arbeitsplatz ausgebrannt fühlen. Das ist ein Anstieg von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu den Ergebnissen vor sechs Monaten. Insgesamt liegt das Burnout-Risiko in Deutschland damit zwar noch knapp hinter dem globalen Durchschnitt von 40 Prozent. In Zeiten des Fachkräftemangels sollte dies dem „Future Forum“ zufolge jedoch für viele Unternehmen ein Weckruf sein.

Burnout sei eine der Hauptursachen für die große Kündigungswelle, die Deutschland in den nächsten Monaten bevorstehen könnte, warnen die Expertinnen und Experten. Je weniger sich Arbeitnehmer mit einem Unternehmen verbunden fühlten, desto wahrscheinlicher sei es, dass sie einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung ziehen.

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Arbeitszufriedenheit von Chefs gesunken

Auffällig ist bei den Umfrageergebnissen jedoch auch, dass selbst Führungskräfte immer unglücklicher in ihrem Job sind. Ihre Arbeitszufriedenheit ist im vergangenen Jahr in Deutschland demnach um 15 Prozentpunkte gesunken. Weltweit gaben sogar 40 Prozent der befragten Führungskräfte an, unter mehr arbeitsbedingtem Stress und Ängsten zu leiden als zuvor. Auch die Werte für die Work-Life-Balance fallen im Vergleich zu den vorhergehenden Ergebnissen um 20 Prozentpunkte schlechter aus.

Dies liegt laut den Autoren der Erhebung daran, dass Chefs nach wie vor Schwierigkeiten haben, sich in der neuen Arbeitswelt zurechtzufinden. „Wir befinden uns nach wie vor im größten strukturellen Wandel unserer Arbeitswelt, und Führungskräfte spüren diesen Druck“, ordnet Sheela Subramanian, Vice President und Co-Founder des Future Forum, das Umfrageergebnis ein.

Durch die Corona-Pandemie mussten sich Führungskräfte von heute auf morgen in einer neuen und turbulenten Arbeitswelt zurechtfinden. Diejenigen, die aufgrund der Belastungen im „New Normal“ wieder in alte Führungsmuster zurückfallen, stoßen bei ihren Beschäftigten jetzt wahrscheinlich immer mehr auf Widerstand. Die Führungskräfte könnten sich nicht mehr auf ihre alten Führungsleitfäden verlassen. Dadurch fehle ihnen häufig die Zuversicht, meint Subramanian.

Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Arbeitsrealität

Die Zahlen zeigen zudem, dass die Erwartungshaltungen zwischen Führungskräften und ihren Beschäftigten, etwa bezogen auf die Rückkehr ins Büro, weit auseinandergehen. Angestellte können sich demnach dreimal häufiger als ihre Führungskräfte vorstellen, zukünftig ausschließlich im Home Office zu arbeiten. Nur 14 Prozent der Befragten gaben an, dass sie wieder vollständig im Büro arbeiten möchten. Hier zeigt die Realität im Arbeitsalltag eine hohe Diskrepanz: Über ein Drittel (35 Prozent) der Befragten berichteten demnach, dass sie mittlerweile wieder vollständig, also fünf Tage pro Woche, im Büro tätig sind. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Umfragereihe im Juni 2020.

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Naheliegend ist deshalb, dass die allgemeine Unzufriedenheit der Beschäftigten mit ihrem Arbeitsplatz vor allem auf die mangelnde Flexibilität in den jeweiligen Unternehmen zurückzuführen ist. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass Flexibilität am Arbeitsplatz, egal ob zeitlich oder ortsbedingt, für 86 Prozent der Befragten der zentrale Faktor für die allgemeine Arbeitszufriedenheit ist. Fast jede und jeder, nämlich 96 Prozent der Befragten, sind etwa gegen feste, vom Unternehmen vorgegebene Arbeitszeiten.

Die unterschiedlichen Erwartungshaltungen von Führungskräften und Arbeitnehmern würden wiederum zu mehr Burnout führen, so die Autoren der Erhebung. Um die Beschäftigten nicht zu verlieren und neue zu gewinnen, müssten sich demnach die Rahmenbedingungen ändern. „Organisationen müssen sich den Anforderungen der neuen Arbeitswelt anpassen, damit sie auch künftig Top-Talente anziehen und halten können“, so Subramanian.